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Der Nationalpark Rodna-Gebirge |
(2008-03-04) |
Zuletzt geändert: 2008-03-04 12:16 EET |
Im Norden Rumäniens, in den Ostkarpaten, liegt das Rodna-Gebirge, eine Gegend mit atemberaubenden Landschaften und einer bemerkenswerten Biodiversität. Auf einer nicht allzu großen Fläche, von etwa 50.000 Ha, findet man die höchsten Gipfel der Ostkarpaten, Gletscherseen, Wasserfälle, Höllen, dichte Wälder und eine ganze Reihe von seltenen Tier- und Pflanzenarten, die im restlichen Europa kaum anzutreffen sind.
Einer der Gründe, warum dieser Naturschatz fast unberührt blieb, ist die relativ große Entfernung zwischen dem Rodna-Gebirge und den Großstätden im Nordosten Rumäniens. Unser Team mußte eine 12stündige Zugfahrt in Kauf nehmen, um in diese malerische Gegend zu gelangen. Die Anstrengung hat sich aber gelohnt – nicht nur, dass das Rodna-Gebirge den Touristen eine unvergleichbar schöne Landschaft anbietet, aber wir haben dort auch hochrangige Experten kennengelernt, die sich nach den höchsten internationalen Standarden um die Aufbewahrung dieses Naturschutzgebietes kümmern. Als erste begrüßte uns Doina Jauca, die Leiterin des Naturparks, und gab und Details über die Geschichte dieses Naturschutzgebietes:
Im Jahre 1932 gründeten einige Wissenschaftler, die daran interessiert waren, die Schönheit und die Biodiversität dieser Region bekannt zu machen, das Naturreservat Pietrosu Mare. Am Anfang hatte dieses Naturreservat 182 Ha – mit der Zeit erstreckte sich das geschützte Areal auf 3.300 Ha. 1979 beschloß das UNESCO-Komitee Man and the Biosphere in Paris, dem Naturschutzgebiet den Status eines Biosphäre-Reservats zu verleihen. Später wurde der gesamte Nationalpark Rodna-Gebirge zum Biosphäre-Reservat.“
Das heutige Gebiet des Nationalparks Rodna-Gebirge wurde im Jahre 2000 per Gesetz bestimmt. Mit einer Gesamtfläche von über 46.000 Ha ist das Rodna-Gebirge heutzutage der größte Nationalpark Rumäniens. 80% des Naturparks liegt im Landkreis Bistrita-Nasaud, und die restliche 20% im Kreis Maramuresch. Seit 2004 funktioniert auch die Naturparkverwaltung, die dem nationalen Forstamts Romsilva untergeordnet ist. Kraft eines Vertrags mit einer Laufzeit von 10 Jahren, der mit dem rumänischen Umweltministerium abgeschlossen wurde, kümmert sich das Forstamt Bistrita unmittelbar um den Nationalpark. Die wichtigsten Zonen im Rahmen des Naturparks Rodna-Gebirge sind die wissenschaftlichen Naturreservate. Es handelt sich um die Reservate Pietrosu Mare und Piatra Rea, im Norden des Parks, und um die strikt geschützten Gebiete Bila Lala und Corungiş, eine Art Pufferzone, welche die Naturschutzgebiete von der sog. Zone der dauerhaften Entwicklung trennen. In dieser letzten Zone sind gewisse Aktivitäten im Bereich Holzverarbeitung erlaubt, aber nur in den vom Fortsamt bestimmten Grenzen.
Eine besondere Attraktion im Naturpark Rodna-Gebirge stellen die geologischen Karsterscheinungen dar. Parkleiterin Dorina Jauca gibt uns mehr Informationen:
„Auf dem Nordhang gibt es mehrere Kargletscher, und im Kalkgestein des Südteils bildeten sich sehr interessante Höhlen. Davon sind der Iza-Blauquell, Schneider und Cobaşel die wichtigsten. Insgesamt gibt es hier 72 Höhlen, und wir bemühen uns, sie genau zu untersuchen, einzustufen, und zu kartographieren, denn bis jetzt wurde diese Arbeit nicht gründlich gemacht. Unter dem Hauptkamm des Rodna-Gebirges befinden sich mehrere Gletscherseen – die bekanntesten sind die vier Buhăiescu-Seen, und auch Iezer, Lala und Ştiolu.“
Über die Biodiversität im Nationalpark Rodna-Gebirge unterhielten wir uns mit dem Parkbiologen Claudiu Iuşan:
„Der Nationalpark Rodna-Gebirge verfügt über eine vielfältige Flora. Bis jetzt wurden 1.200 Gefäßpflanzenarten, über 300 Flechtenarten und über 200 Moosarten identifiziert und katalogiert. Für die geschützten Arten erstellten wir auch eine Rote Liste des Naturparks, die über 270 Tier- und Pflanzenarten enthält. Die bekannteste geschützte Pflanzenart, die wir auch als Wahrzeichen unseres Parks ausgesucht haben, ist Silene nivalis, oder die Feuernelke des Rodna-Gebirges. Was die Fauna der gegegen angeht, haben wir in den letzten 30 Jahren über 2000 Tierarten katalogiert. Davon sind einige Spezies von wirbellosen Tieren spezifisch fü unseren Park. Die großen Tiere, die den Stolz der Karpaten bilden, sind im Rodna-Gebirge gut vertreten. Wir haben Wölfe, Bären, Luchse, Hirsche, Rehe, Füchse, Steinböcke... Leider verfügen wir nicht über ausreichende finanzielle Mittel, um die genaue Anzahl der Exemplare zu bestimmen. Lediglich die Steinböcke, die in Rumänien zu den geschützten Arten gehören, werden zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst, beobachtet und gezählt. Im Rodna-Gebirge leben über 100 Steinbock-Exemplare.“
Die Einwohner der Region hatten schon immer ihre Existenz auf der Holzverarbeitung gegründet. In der Gemeinde Rodna, zum Beispiel, werden nur 2% der dazugehörenden landwirtschaftlichen Fläche angebaut. Über 50% dieser Fläche bestehen aus Wald und Waldrandvegetation, und die Ortschaft Rodna lebt von dieser Naturressource. 21 Gemeinden besitzen Forstflächen im Nationalpark Rodna-Gebirge. Diese Flächen können aber nur nach dem strikten Parkregelungen benutzt werden, daher entstehen manchmal heftige Disputen, vor allem über die Zonen, wo jegliche menschliche Aktivität verboten ist. 2000 wurden die Grenzen des Naturparks und die verschiedenen naturgesützten Flächen bestimmt, aber damals wurden die dort existierenden Gemeinden nicht um ihre Meinung gefragt. Am Mikrofon ist nun der Bürgermeister der Ortschaft Rodna, Alexandru Năşcan:
„Laut der Eigentumspapiere besitzen wir diese Flächen, und laaut Tradition ist uns das Privateigentum heilig. Gleichzeitig kommen aber die Vertreter vom Umweltministerium und sagen: Von jetzt an darf man diese und diese Fläche nicht mehr betreten. Dann frage ich mich: Wo bleibt mein Eigentum?“
Der rumänische Staat bietet großzügige Abfindungen für die Eigentümer, die den Holzbestand auf ihrem Grundbesitz im Naturschutzgebiet nicht mehr ausnutzen können. Das gilt für natürliche Personen, nicht aber für juristische Personen. In dieser Hinsicht bestehen die Vertreter der Kommunen auf eine baldige Rechtslösung dieses Problems.
Eine mögliche Lösung fur die dauerhafte Entwicklung der Region Rodna-Gebirge ist der Tourismus. Augustin Hădărău ist Diplom-Ingenieur für Forstwirtschaft und arbeitet in der Verwaltung des Nationalparks Rodna-Gebirge im Bereich Beziehungen zu den Lokalgemeinden und Tourismus:
„Die Parkverwaltung hat bereits Tourismus-Programme zur Förderung der Region vorbereitet, in der Hoffnung, dass die Anzahl unserer Besucher, insbesondere derer, die den Ökotourismus bevorzugen, steigen wird. Letztes Jahr hatten wir 10 Programme – davon waren die Reittourismus-Angebote am besten angekommen. Die beliebtesten Wanderrouten befinden sich im Nordteil unseres Naturparks. Beginnend mit 2005 führten wir auch ein Monitoring der Sehenswürdigkeiten, mit Anganben über Touristenzahlen. Die meisten Gäste besichtigen den Wasserfall der Pferde und den See Ştiol, und auch den Hauptkamm des Rodna-Gebirges.“
Der Wanderer, der das Rodna-Gebrige erkunden möchte, sollte auch wissen, dass er eine Gegend mit einer jahrtausendealten Tradition kennenlernen kann. In der Ortschaft Rodna, zum Beispiel, befinden sich die Ruinen einer Festung aus dem 10. Jh. Beginnend mit dem 12. Jh stand dann die Region unter der Herrschaft des ungarischen Konigreichs, und wurde somit zum östlichen Vorposten Mitteleuropas.
Soweit für heute in unserem Umweltmagazin Terra XX.
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