2025-03-12




















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Hörerpostsendung vom 26.08.2012
(2012-08-26)
Zuletzt geändert: 2012-09-14 1:46 EET
Liebe Hörerinnen und Hörer, wie Sie sicher wissen, zeigt unsere QSL-Serie 2012 Bilder von traditionellen rumänischen Bauernhäusern – vornehmlich von Obstbauern und Winzern –, die im Freilichtmuseum Goleşti, im Landkreis Argeş, naturgetreu auf- und ausgestellt sind. Zur Thematik der diesjährigen QSL-Serie schrieb uns Hendrik Leuker (Bamberg, D) Folgendes:

Liebe Deutsche Redaktion,

Es soll Ihnen, allen voran Ihrem sprachbegeisterten Moderator des Funkbriefkastens, nicht vorenthalten werden, dass es für beide Berufe hier in Franken einen Begriff gibt, den des Häckers. Der Häcker war beides – Winzer und Obstbauer. Geschichtlich betrachtet meist erst dann das eine (Winzer) und dann das andere (Obstbauer). Z.B. wurde hier in Bamberg Weinanbau bis zum Beginn des 19. Jhd. betrieben – und dann erst im Jahr 2011 anlässlich der derzeit stattfindenden bayerischen Landesgartenschau wieder ein Weinjahrgang gelesen. Der Wein wächst auf dem kleinen unlängst rekultivierten Weinareal vor dem Kloster Michaelsberg in Bamberg. Der zuständige Winzer kommt aus Weinfranken, politisch Unterfranken genannt. Normalerweise beginnt der Weinanbau Frankens 30km westlich meiner Heimatstadt.

Vielen Dank für Ihre informativen Zeilen, lieber Herr Leuker. Der Begriff „Häcker“ war mir auch nicht bekannt, zumal das Wort in herkömmlichen Wörterbüchern nicht vorkommt. Ich habe mich aber im Internet schlau gemacht und herausgefunden, dass auch der Eigenname Häcker in Franken besonders häufig vorkommen soll. Und auf der Homepage Ihrer Heimatstatt habe ich erfahren, dass es in Bamberg ein Gärtner- und Häckermuseum gibt, das im April in neuaufbereiteter, modernisieter Präsentation wiedereröffnet wurde.

Unser langjährige Hörer Wolfgang Kühn (aus Rudolstadt, Thüringen) meldet sich mit seinem monatlichem Brief, in dem er nicht nur seine Treue zu unserem Sender unter Beweis stellt, sondern auch wieder in Erinnerungen an frühere Reisen durch Rumänien schwelgt. Mit einem ausführlichen Zitat möchten wir uns dafür bedanken.

Eine große Freude haben Sie mir mit Ihrer überraschenden Zusendung des Preises aus dem Hörerquiz "Buşteni" (Frühjahr) bereitet. Die beigelegten Prospekte Hotel Alexandros-Prahova-Tal zeigen ein gegenüber September 1989 (Zeitpunkt unseres Besuches dort) geändertes Bild. Hier vor mir liegt Ihr ausgezeichnetes Bildband „România în patrimoniul UNESCO 2011“ (Rumänien im UNESCO-Weltkulturerbe 2011“) von Răzvan Theodorescu und seinen Mitautoren, inkl. der herrlichen Fotoaufnahmen. Die sieben Hauptkapitel: Festungen Daziens, Geschichtszentrum Sighişoara (Schäßburg), Befestigte Kirchen der Siebenbürger Sachsen, Bukowina, Kloster Hurezi, Hölzerne Kirchen der Maramureş, Donaudelta verdienen eine längere Lektüre. (Dabei ziehe ich das Einarbeiten in den original-rumänischen Text per Wörterbuch der englischen Übersetzung vor.)

Natürlich konnten wir während unserer Reisen (1970-1989) nur einen Teil der beschriebenen Objekte besuchen und direkt kennenlernen. Aber in jedem Abschnitt gibt es etliche von uns damals aufgesuchte Objekte, die wir uns ohne Reiseleitung und Führung mehr oder weniger vollständig erarbeiteten. Naturgemäß liegen die Schwerpunkte bei den „sächsischen“ Kirchenburgen, speziell Schäßburg, und den Moldauklöstern in der Region Suceava-Vatra Dornei. Kleinere Einblicke gab es bei Bistritz und am St.-Georg-Donauarm des Donaudeltas. In Prejmer (Tartlau) konnten wir sogar in den 1970er Jahren 1-2mal privat übernachten, ebenso wie im Bukarester Stadtteil Berceni. Unser Bekannter machte uns mit vielen Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt bekannt: Stavropoleos-Kirche, Cişmigiu-Park, Herăstrău, Dorfmuseum, Königsschloss etc. In Schäßburg, Kronstadt und Hermannstadt verbrachten wir mehrere Tage in verschiedenen Jahren im Hotel.

Außerdem gab es damals auch hier, im Osten, vieles in deutscher Übersetzung zur Geschichte, Kultur und Kunst im allgemeinen. Allerdings mit Tendenz. Zudem bestanden Kontakte zu Radio Bukarest. Bis 1989 bekam ich das Wanderbuch „Komm mit“ und konnte einige Anregungen entnehmen.

Lieber Herr Kühn, vielen Dank für Ihre Zeilen, Ihre Erinnerungen an der Zeit vor der Wende sind für uns wertvolle Zeitzeugen-Schilderungen. Sie erwähnten das deutschsprachige Wanderbuch „Komm mit“, das in den Jahren 1970-1990 in Rumänien vom Verlag „Neuer Weg“ publiziert wurde, der auch die gleichnamige deutschsprachige Zeitung herausbrachte. Bei diesem Reiseführer handelte es sich um eine beispiellose Erfolgsgeschichte, wobei die Autoren sich gleichzeitig vornahmen, auch Bildungslücken der potentiellen Leser zu schließen, die deutsche Sprache in Rumänien zu pflegen und die Zensur – so gut es ging – zu umgehen. So etwa meinte Götz Conradt unlängst in der Online-Ausgabe der „Siebenbürgischen Zeitung“ (um den ganzen Artikel zu lesen, klicken Sie den Link an):

"Bezug nehmend auf die von Nicolae Ceauşescu auf dem Zehnten Parteitag der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP) formulierte Direktive „Besonderes Augenmerk ist auf die Erholung unserer Werktätigen zu richten“ wagt der Verlag Neuer Weg die Herausgabe eines deutschsprachigen Taschenbuchs mit dem Titel „Komm mit“, Untertitel „Reisen, Wandern, Erholung in Rumänien“. [...] Unter der Federführung von Georg Hromadka erscheint 1970 die erste Ausgabe. Dieses Taschenbuch wird gerne gelesen und erreicht ansehnliche Auflagen dank mutiger Macher, meist nebenberuflicher Autoren und oft hintersinniger Inhalte. [...]Auch für Ersatz des aus den Schulen verschwundenen Heimatkundeunterrichts sorgt „Komm mit“. Unter Verwendung alter Orts- und Flurnamen erzählen Juliana Fabritius-Dancu, Franz Heinz oder Georg Hromadka vom Leben und der wechselvollen Geschichte deutscher Siedler. [...]

Bedenkt man die damaligen Informationsmöglichkeiten, hat das Taschenbuch „Komm mit“ in den über zwei Jahrzehnten seines Erscheinens Erstaunliches geleistet. Geschickt eingestreut zwischen übersetzten Beiträgen rumänischer Autoren und gelegentlichen Reiseeindrücken deutscher Ausländer haben mutige rumäniendeutsche Autoren unbemerkt fast alle Schikanen und Einschränkungen der Parteizensur umgehen können und kurzweilig sachlich informiert. So konnte das Heimat- und Geschichtsbewusstsein der deutschen Minderheit zumindest eingeschränkt wach gehalten werden. [...] Das vielleicht größte Verdienst von „Komm mit“ ist aber die Pflege der deutschen Muttersprache bei einer – nur bedingt literarisch interessierten – breiten Leserschaft in einer Zeit, in der diese Sprache im öffentlichen Raum zu verschwinden drohte. Gut, dass es „Komm mit“ gegeben hat."

Einen nostalgischen Blick auf die Einbände der 21 Wanderbücher können Sie auf der Homepage des seit 1986 leidenschaftlichen Karpatenwanderers und Liebhabers der Natur in Rumänien Wilhelm Scherz alias „Karpatenwilli“ werfen. Und eine weitere Webseite aus Deutschland bringt auch die Inhalte komplett, also sämtliche Artikel, die von 1970 bis 1990 in den insgesamt 21 Komm-mit-Büchern erschienen sind. Der Betreiber versichert, er habe von der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ - Rechtsnachfolger des Verlages Neuer Weg, Bukarest) die ausdrückliche Genehmigung, die „Komm mit“ - Artikel auf seiner Seite zu publizieren.

(Text gekürzt)

Sorin Georgescu

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